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Neues Lernen Im Hotel
 
Mini - Studie zu den Potentialen von MOOCs und anderen neuen Lernformen zur Angebotserweiterung in der Hotellerie

GIVE Forschungsgesellschaft, Franz Nahrada unter Mitarbeit von Christian Fuchs und Kevin Nyongesa

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1. Unsere Hypothese ist, dass neue Lernformen und neue Lernangebote auch neues Lernverhalten und neue Lernumgebungen generieren. Dies ist von der generellen Thematik her sowohl für Hotels als auch generell für Tourismus in ländlichen Räumen interessant.

2. Das Hotel Karolinenhof verfügt über einen Raum, der ursprünglich auch als "Lerncafé" geplant war. Wir wollen diese Infrastruktur für eine experimentelle Anwendung von MOOCs und ähnlichen Lernformen nützen, um zu sehen, wie sich der Mehrwert selbstorganisierten und gemeinschaftlichen Lernens nützen lässt.

3. Darin knüpfen wir an vorgängige Aktivitäten im Hotel Karolinenhof an, deren Ziel es war, das Potential sozialer Netzwerke für die Kundengewinnung im Hotel zu erkunden. Dort ging es um Angebote, die niedrigschwellig zu einem Wochenendaufenthalt im Hotel einladen. Die Schwierigkeit bestand immer darin, dass Veranstaltung, Gestaltung und Werbung für Kundengerechte events für das Hotel immer noch eine beträchtliche Herausforderung darstellten. Der Versuch, sich mit externen events (Donausinselfest, Lernfest etc.) zu assoziieren, scheiterte daran dass nicht allzuviele solcher events in geographischer Nähe stattfinden und das Hotel auch hier zu Zusatzaktivitäten eigene Resourcen mobilisieren müsste.

4. Die Nutzung offener Bildungsressourcen hingegen erfordert keine anderen Leistungen des Hotels als die Zuverfügungstellung des Lernraumes. Zugleich unterscheidet sich das Angebot von üblichen Seminarveranstaltungen (die sich aus anderen Gründen als schwer durchführbar erwiesen) dadurch, dass es von einer großen Zahl an Personen aktiviert werden kann. Die idealtypische Situation besteht darin, zu vorhandenen Internet - Angeboten das Angebot des gemeinsamen Lernens und des Austausches vor Ort zu machen.

5. Zu diesem Zweck hat das Projektteam einen "MOOC-Stammtisch im Karolinenhof" ins Leben gerufen und zeitnah am Projekt "Gratis Online Lernen" teilgenommen. Die Vorteile gemeinsamen Aufarbeitens von Online-Bildungsressourcen sollten in der Praxis kennengelernt und beschreibbar gemacht werden, um danach das Angebot "Lernraum" vor allem im lokalen Umfeld besser bewerben und kommunizieren zu können.

Die Resultate können wie folgt zusammengefasst werden:

1. Es gibt eine durchaus vorhandene Motivation im Umfeld von MOOC - Veranstaltern und Teilnehmern, das gemeinschaftliche Lernen an dafür geeigneten Orten zu unterstützen. Während im allgemeinen das Lernen mit elektronischen Medien mit den Argumenten des individuellen Lerntempos, der selbstbestimmten Lernzeit und der selbstgewählten Lernumgebung in Verbindung gebracht wird, sind doch in der Praxis Lerngruppen und gemeinschaftliches Lernen sehr wohl auch interessant für selbstbestimmte und selbstorganisierte Lerner.

2. Dieser Mehrwert des gemeinschaftlichen Lernens hat sich für uns in sechs verschiednen Formen geltend gemacht:

2.1. Die Fokussierung auf die Lernsituation und die Lerninhalte wird durch das gemeinschaftliche Setting (die Lernsituation, die äußere Umgebung, die Räumlichkeiten und die Atmosphäre) gefördert. Die Lernmotivation der anderen stärkt meine Lernmotivation.

2.2. Didaktische Schwächen der Aufbereitung des Lernmatrerials und Vewrständnisbarrieren werden nicht als individuelle Schwächen erlebt, man fühlt sich nicht alleine und ohnmächtig, sondern kann anderen gegenüber diese Probleme artikulieren. Wir haben des öfteren erlebt, dass durch dieses Feedback die Gruppe selbst auf didaktische Schwächen gestoßen ist.

2.3. Als Reaktion auf diese Feedbacks ergibt sich die Chance, im gemeinsamen Recherchieren oder in der Diskussion individuelle Verständnisbarrieren schnell zu beseitigen.

2.4. Darüber hinaus haben wir regelmäßig festgestellt, dass die Artikulation verschiedener Perspektiven zu einer Erweiterung des je- eigenen Verständnisses und zu einer Vertiefung / Differenzierung in der Aneignung des Stoffes führt.

2.5 Die Gruppe praktiziert also "Lernen durch Lehren" in embryonaler Form, und je mehr das zu Bewusstsein kommt und bewusst praktiziert wird, umso potentiell wertvoller wird die Gruppensituation sein. Die Gefahr des Verzettelns durch die Feedbacks wird geringer. Es stimuliert die Motivation, die persönlichen Assoziationen, Erinnerungen, Erfahrungen und Einsichten in für den Lernfortschritt vwesentliche und unwesentliche Aspekte zu trennen und den Stoff gemeinsam effektiv aufzubereiten.

2.6. Die Chance für sinnvolle soziale Kontakte und Vernetzung für Umsetzung des Gelernten steigt.

3. Es ist also eine erfolgversprechende Strategie für Lernorte wie das Hotel, diesen Mehrwert an die Multiplikatoren der Organisation von MOOCs heranzutragen.

3.1. Die frühzeitige Adaption erhöht die Chance, als beispielgebender Ort genannt zu werden.

3.2. Die Komunikation dieser Adaption an und innerhalb der MOOC-Anbieter ist selbst der beste Weg, die Teilnehmerschaft an MOOCs zu erreichen.

© Die Autoren des Lotoswiki changed: 8. Dezember 2014